Sensibilität für Notfälle und Krisen

Als Beraterin für IT-Notfallplanung und Business Continuity Management (BCM) hat unsere Kollegin Andrea Hottendorff auch die Aufgabe unsere Kunden  hinsichtlich möglicher Risiken und deren Auswirkungen zu beraten, um sie entsprechend darauf vorzubereiten. Was es hierbei zu beachten gibt und wieso das „gewisse Fingerspitzengefühl“ angebracht ist, hat sie uns hier zusammengefasst:

„Innerhalb meiner Tätigkeit fällt mir immer wieder auf, dass es oftmals an den persönlichen Erfahrungen liegt, die die Kunden gemacht haben, ob die Bereitschaft ein Risiko detaillierter zu betrachten vorhanden ist oder nicht. Vor zwei Jahren haben alle Kunden abgewunken, wenn ich das Szenario „Pandemie“ angesprochen habe. Dieses sieht heute ganz anders aus. Obwohl wir hier in Deutschland, durch das umsichtigen Handeln aller, weitestgehend glimpflich davongekommen sind. Denn in erster Linie geht es bei dem Szenario Pandemie um das Szenario Personalausfall. Diese Pläne haben mittlerweile alle Unternehmen vorliegen.

Doch wie sieht es mit anderen Szenarien aus? – Vor kurzem sprach ich das Thema Wasserschaden an und obwohl der Kunde in der Nähe eines Gewässers wohnt, sah er dieses Thema als nicht so kritisch an. Eine gute Freundin unserer Familie war von der Sturmflut 1962 in Wilhelmsburg betroffen. Dieses Ereignis hat sich so tief in ihre Erinnerung verankert, dass sie dem Thema Wasserschaden viel sensibler gegenübersteht. Ebenso wird es Unternehmen gehen, die bereits von einem Cyberangriff betroffen waren. Diese werden das Thema Security viel sensibler betrachten, als Unternehmen die bisher noch nicht betroffen waren.

Was mir auch aufgefallen ist, dass sobald eine Branche von einem Ereignis betroffen ist, werden die Organisationen in gleichen Branchen auch sensibler gegenüber potenziellen Bedrohungen. Doch je länger das Ereignis vorbei ist und wenn ein gleiches oder ähnliches Ereignis nicht eingetreten ist, desto weiter rückt die Sensibilität für diese potenzielle Gefährdung in den Hintergrund. – Frei nach dem Motto: „Ja, das müssten wir auch mal betrachten aber bis jetzt ist ja alles gut gegangen.“ Dieses ist ein gesunder Schutzmechanismus für unsere Psyche. Wenn wir uns immer alle möglichen Bedrohungen in allen Auswirkungen ausmalen, führt es unweigerlich zu einer mentalen Überlastung.

Die Kunst als Beraterin besteht also darin, unsere Kunden für die potenziellen Gefährdungen objektiv zu sensibilisieren, mögliche Maßnahmen gemeinsam zu entwickeln und dies alles mit Empathie und gesundem Menschenverstand.“